Mittwoch, 22. August 2012

El Tiero

Die Klimamesstation auf dem Grat
Heute morgen sind wir früh aufgestanden und haben uns zusammen mit Alex und Dennis, den beiden Studenten aus der Klima-Arbeitsgruppe, zum El Tiero, dem Pass auf der Straße Richtung Loja, fahren lassen. Etwa 20 Gehminuten von der Straße entfernt führt ein Trampelpfad durchs Gehölz zur Klima-Messstation dort. Auf den offenen Flächen wehte der Wind wehte uns fast den Grat hinunter und im teils mannshohen Buschwerk war das Vorankommen wegen Schlamm und Gestrüpp auch nicht unbedingt besser, aber immerhin war es dort windstill. Stellenweise hatte man auch eine traumhafte Aussicht auf das Tal, in dem Loja liegt, obwohl die Photos, mangels guten Filters durch die Höhenluft von etwa 2700m über Meeresniveau nicht so schön geworden sind.

Auf dem Grat gab es allerhand faszinierendes Leben zu sehen, unten sind noch ein paar Photos davon.
Bei der Klimastation angekommen sahen wir den beiden bei ihrer Arbeit zu, hauptsächlich Messen der Niederschlagsmenge auf der Freifläche, im Buschwerk und im Nebelnetz seit dem letzten Besuch. Anschließend ging es wieder zurück zur Fahrstraße und von dort über die alte Straße, die einst Loja und Zamora verband zurück zur ECSF.

Die alte Straße nach Zamora
Mir ist zwar nach wie vor schleierhaft, wie die "alte Straße" mal dazu gedient haben kann, dass Vier- oder Mehrrädrige Gefährte auf ihr von A nach B fahren konnten, aber als Wanderweg war sie nahezu perfekt, auch wenn an manchen Stellen die Erdrutsche der vergangenen 10 Jahre (solange ungefähr gibt es die neuere Fahrstraße schon) den Pfad zum Abweichen von der Fahrstraße zwang.
Wir konnten so einige tolle Ausblicke genießen, begegneten lebendigen und toten Kühen, vielen Schmetterlingen, mehr oder weniger verlassenen Häusern oder Schutzhütten und wurden noch nicht einmal von den wilden Hunden, die es hier angeblich gibt, angegriffen (Wir hatten uns vorsichtshalber ein paar größere Steine in die Taschen gesteckt und ich hatte einen stabilen Ast als Wanderstab mitgenommen). So ging es ein paar Stunden dem Straßenverlauf folgend, bis der Weg immer schmäler und abenteuerlicher wurden und wir auf einmal direkt vor einem riesigen Felsrutsch standen. Da die Stelle, an der die alte Straße auf die neue Fahrstraße trifft, nur noch etwa 500m entfernt war, versuchten wir unser Glück im Felsklettern und stiegen in den Erdrutsch ein. Doch je tiefer wir kletterten, desto steiler wurde es und schließlich ging es noch etwa 5m senkrecht zur Straße hinab. Dennis hatte es zwar irgendwie geschafft dort unversehrt hinunterzukommen, er erzählte später irgendetwas davon, dass er sich an einem Ast hinabgehangelt und etwa 3m tief in den Graben gesprungen war, wir anderen wollten seinem Beispiel jedoch nicht folgen und beschlossen, nach einem anderen Weg zu suchen. Also kletterten wir wieder hinauf, was sich als wesentlich schwieriger erwies als hinabzurutschen, aber das Adrenalin gab uns Kraft und wir schafften es nach einiger Zeit wieder heil hinauf. Dann gingen wir die alte Straße wieder zurück, bis uns auf einmal Dennis entgegenkam und berichtete, dass er von unten einen kleinen Pfad gesehen hatte und diesem folgend wieder auf die alte Straße gelangte. Also gingen wir alle zusammen diesen Pfad hinab und kamen unversehrt bei der neuen Fahrstraße an. Ich war selten so froh, eine Straße gesehen zu haben, das könnt ihr mir glauben!
Da es, glücklicherweise nach Vollendung unseres Kletterabenteuers, angefangen hatte zu regnen, wir etwas müde waren und in diesem Moment ein Bus um die Ecke kam, beschlossen wir, nicht mehr der Fahrstraße folgend zur Station zu wandern sondern mit dem Bus zu fahren. Einen Bus auf der Strecke anhalten ist in Ecuador keine Besonderheit und so konnten wir problemlos mitfahren. 2 Dollar für uns vier bis zur Station (noch etwa 10 Autominuten) war ein fairer Preis. Leider stellte sich heraus, dass der Busfahrer sich nicht von der nassen Fahrbahn beeindrucken ließ und sich mit viel Freude in die engen Kurven an den steilen Abhängen legte. Da der Bus voll besetzt war und wir dadurch recht weit vorne einen Stehplatz hatten, konnten wir den berüchtigten Fahrstil der Ecuadorianer zum ersten Mal so richtig sehen.
Aber auch diese Busfahrt nahm für uns ein glückliches Ende und bald waren wir wieder beim Wachposten der ECSF angekommen, schrieben uns in die Liste ein und gingen in freudiger Erwartung auf das Abendessen (selbst gemachte Pommes, leckerer Kraut-Tomatensalat und gebratene ecuadorianische Würstchen) den Weg zur Station hinunter.

Rein ins mannshohe Gestrüpp



Das Tal von Loja





Schmetterling auf Scheisse

Eine alte Schutzhütte von außen ...

... und innen.

Eine Kuh, lebendig ...

... und tot. 

2 Kommentare:

  1. Super Bilder, das klingt ja alles ganz spannend, was ihr so erzählt! War das jetzt alles auf so einem gerodetem Berg? Gehören die Kühe jemandem, oder wurden die da einfach so hingestellt (bzw abgelegt und angefault^^)?

    Und habt ihr eigentlich Kontakt zu irgendwelchen TU-Menschen wegen eurer Arbeit, oder macht ihr da einfach so vor euch hin?

    AntwortenLöschen
  2. Links und rechts des Weges gibt es einige gebrandrodete Hänge, einige unnatürliche Kiefernwälder und einige unberührte Urwälder. Die Kühe gehören bestimmt jemanden, ich weiss aber nicht wem. Die tote Kuh liegt halt da rum, es wäre ja mit Arbeit verbunden sie zu entsorgen...

    Der Daniel, unser direkter Ansprechpartner, ist zwar jetzt nicht mein "Bachelor-Korrektor" oder wie das heißt, aber er ist auch hier in Ecuador auf der Station und wir können ihn immer um Rat fragen, aber ansonsten gilt freie Zeiteinteilung :)

    AntwortenLöschen