Samstag, 15. September 2012

Demo

Und nun noch ein Bericht vom 2. Carajnuma-Tag (eine spontane Sache): Der Weg dorthin führt durch die Stadt Loja und dauert normal ca. 1,5 std. Nur diesmal wurden 3 draus, weil wir mitten in eine Demo kamen. Es waren vor allem junge Leute. Schüler und Studenten nehme ich an. Und viele, sehr viele! Mit unserem DFG-Pickup fuhren wir so im Schritttempo die ganze Straße lang bis zum Ortsende mitten im Menschenstrom mit. Unsere Ladefläche wurde auch besetzt. Der Hintergrund der Großveranstaltung ist mir bis jetzt noch nicht wirklich bekannt, aber scheinbar ging es um das Leben, den Schutz der Natur und Heimat oder so was Ähnliches und am Ende des Marsches sollten wohl 3 Bäume gepflanzt werden. Wenn das stimmten sollte, ist das ein schönes Zeichen und ein Hoffnungsschimmer für die Natur hier, denn gerade vom fantastischen Mirrador (Aussichtspunkt) im Nationalparkteil Cajanuma aus sieht man fast nur noch kahle Berge und allenfalls klägliche Reste von Wald. Jetzt, in der Trockenzeit riecht es überall nach Feuer. Immer noch findet hier im großen Stil Brandrodung statt. In wenigen Jahren erodiert der Boden der für Ackerbau sowieso größtenteils viel zu steilen Hänge und es bleibt nur dort noch für ein paar magere Kühe was zum knabbern übrig, wo eine Farnpflanze nicht alles überwuchert. 

Jedenfalls war es im Nationalpark dann noch alles andere als ruhig, denn den Schotterweg (mit einem gut bewachten Eingang) mit riesigen Pfützen sind tatsächlich 2 große Busse raufgekommen, voll mit Schulkindern, die wohl einen Ausflug dorthin gemacht haben. Es wurde eine Anlage aufgebaut und eine Band spielte schön laute Livemusik, während ich den unbekannten Vogelstimmen lauschte, die dadurch wohl animiert wurden...


Blick auf die zum Teil gerodeten Berghänge talabwärts der Forschungsstation

Mittwoch, 12. September 2012

Natur pur


 Heute sind wir mit der 2. Fläche (Quebrada 3) nun auch schon fertig geworden. Ein schöner Arbeitstag, nicht zuletzt deswegen, weil es bis zum frühen nachmittag größtenteils sonnig und trocken war. Oben, auf dem Grat sind auch viele Epiphyten quasi auf dem Boden und es blühen viele Orchideen und andere faszinierende Pflanzen auf Augenhöhe. Heute waren auch 2 Bäume auf der Messliste, die so schief waren, dass man bis auf die Krone klettern konnte und von dort aus eine super Aussicht ins Tal und über das extrem vielfältigen Kronendach hatte.

Gestern hab ich übrigens von Felix, dem Stationsmanager, der von Montag-Mittwoch hier ist und sich v.a. mit Fledermäusen und auch etwas mit der Vogelwelt und den Säugetieren beschäftigt, noch viele interessante naturkundliche Infos bekommen. So gehören auch z.B. die beiden Faultierarten, Nasenbären nachtaktive Affen (mit riesigen Kulleraugen) und Zwerghirsche zu den zwar geläufigen, aber trotzdem wie bei fast allen Säugetieren, äußerst selten zu sehenden Bewohnern des Bergregenwalds. In der etwas küstennäheren Grenzregion zu Peru gibts die auch extrem artenreichen Trockenwälder, mit Flüssen, die jetzt in der Trockenzeit z.T. austrocknen und wo sich dann in den Wasserlöchern u.a. auch Krokodile aufhalten. Außerdem kommen dort noch recht viele der farbenprächtigen Königsgeier vor.

Auch heute gibts natürlich wieder die Bilder des Tages.
unser heutiger Mittagspausenplatz

Bromelien... 


Maskentrogon, das Weibchen ist fotogener als das Männchen... 

Dienstag, 11. September 2012

Cajanuma


Heute waren wir mal außerdienstlich unterwegs und sind mit Fabian, Dominik & Co. nach Cajanuma gefahren. Cajanuma ist der westliche "Eingang" zum Podocarpus Nationalpark, dort gibt es eine Art Besucherzentrum und außerdem sind dort einige NuMEx-Plots (Nutrition Manipulation Experiment) angesiedelt. Diese interessierten uns aber nicht (die gehören quasi einer anderen Arbeitsgruppe) und wir wollten uns einfach nur die Gegend dort anschauen.

Tolle Ausblicke
Der Cajanuma-Teil des Nationalparks ist der Teil, dessen Gelände die größten Höhen über dem Meeresspiegel einnimmt, deshalb war es auch nicht weiter erstaunlich, dass wir ordentliche Anstiege zu überwinden hatten, als wir dann schließlich vom "Besucherzentrum" aus, wo uns der Fahrer abgesetzt hat, mit den anderen zum Mirador-Aussichtspunkt aufstiegen. Teilweise waren die Steigungen sogar harmloser als in unserem Stationswald, deswegen hatten wir auch keine Schwierigkeiten mit den Cajanuma-Veteranen mitzuhalten.
Schließlich beim Aussichtspunkt angekommen konnten wir zunächst einen einzigartigen Blick über die Täler und die Stadt Loja genießen, bis wir uns dann schließlich von den anderen trennten, die sich zu ihrem Arbeitsplatz auf den NuMEx-Plots durch das Gebüsch schlugen.
Wir beschlossen, die reichlich vorhandene Zeit bis zum Wiedertreffen am Besucherzentrum dazu zu nutzen, den Rundwanderweg über den Gipfel auszuprobieren. Technisch kein Problem machte uns dann beim weiteren Anstieg teilweise die dünne Luft etwas zu schaffen, aber mit einem verlangsamten Tempo ließ sich auch dieses Hindernis bewältigen und wir stiegen immer höher, vorbei an ungewöhnlichen Pflanzen und Vögeln, die nur in dieser Region vorkommen (was mindestens einen von uns mit besonderer Freude erfüllte ;) ). In sehr großer Entfernung konnten wir mit dem Fernglas sogar einen Andenbären erblicken, der auf dem Gegenhang herumstapfte, der erste wild lebende Bär, den ich jemals gesehen habe!

Kurz nach dem Gipfelpunkt
Als wir, mit Zwischenpause, schließlich auf dem Gipfelpunkt (ca. 3300m) waren, der kein wirklicher Gipfel in dem Sinne, aber zumindest mal der höchste Punkt dort war, verdichteten sich leider die Wolken zunehmend, so dass wir leider keinen Ausblick auf die andere Seite des Berghanges hatten. Dafür können wir mit Fug und Recht von uns behaupten, nach den Wolken gegriffen zu haben ;).

Der Rückweg war etwas angenehmere als der Hinweg, mit stetigem, aber gleichbleibendem Gefälle und er führte uns auch durch den ziemlich interessanten Hangwald (der Hinweg ging zumeist auf einem Grat entlang und aufgrund des heftigen Windes wachsen dort nur Büsche).
Die Zeit reichte uns leider nicht mehr, um auch noch den Lagunas-Pfad zu beschreiten, der angeblich zu sehr tollen Aussichten auf die Lagunas (so in der Art Gebirgsseen) führt. Dafür konnten wir uns dann aber im Hangwald mehr Zeit lassen und noch so manche neue Vogelart hören und sehen.

Schließlich beim Besucherzentrum angekommen blieb noch etwas Zeit und so beschlossen wir, uns noch den 400m langen Naturlehrpfad anzusehen. Dieser bestand aus ca. 10 Stationen, an denen man eine Frage zu Natur oder Nationalpark und deren Antwort lesen konnte. Sofern man Spanisch kann ;). Aber wir konnten sogar ein bisschen was verstehen.

Danach ging es wieder über Loja zurück zur Station, wo wir nach einer Dusche genau rechtzeitig zum Abendessen waren.

Bromelien ...


Many-Striped Canastero (Asthenes flammulata)

Die Wolken haben schon fast die Aussicht verdeckt


Interessante Oxidation auf einem Stein ;)

Waldpädagogik in Ecuador: Ein drehbares Dreikantholz
mit Frage, Antwort und Erklärung darauf.

Das "Besucherzentrum"


Sonntag, 9. September 2012

Domingo

Nachdem es gestern in Loja so wild zuging, ist heute mal wieder ein ruhigerer Tag vorüber gegangen. Es schien aufällig oft die Sonne heute (vielleicht insgesamt 1 h) und windete wieder sehr. Am Nachmittag hats aber auch mal kurz aus allen Schleusen geschüttet.

Heute wars auch endlich mal so weit: Die sogenannte Badestelle unten am Rio ist so ziemlich die Schönste, die ich je gesehen habe (und ich hab schon viele schöne gesehen). Aber das Wasser ist tatsächlich so kalt, dass mans nur wenige Sekunden darin aushält...


Die letzten Tage war die Station immer sehr unterschiedlich besetzt, da sich ja einige von uns in Vilcabamba herumgetrieben haben. Doch heute waren schließlich alle mal hier. So wurde wieder ein geselliger Abend draus. Werwolf wurde wieder gewählt und so dauerte das fröhliche Morden exakt bis Mitternacht an (ich war fast immer der Werwolf ;)).