Samstag, 18. August 2012

Sport in Ecuador

Provinzhauptstadt Loja

Am Samstag sind wir mit einem der Stationsautos nach Loja gefahren. Die Station verfügt über 2 Autos, eines mit 4 und eines mit 7 Sitzplätzen, welche nur von den Stationsfahrern, angestellten Ecuadorianern, gefahren werden dürfen (Ich würde hier aber auch nicht freiwillig Auto fahren wollen). Man kann sich die Autos für Fahrten, die im Zusammenhang mit den Forschungsarbeiten stehen, reservieren und muss dann eine gewisse Kilometerpauschale zahlen. Obwohl wir eigentlich nur zum Spaß nach Loja fahren wollten, hatten wir das Glück, dass wir gleichzeitig auch noch ein bisschen Material für die Einmessung der Regenerationsflächen in den Versuchsflächen Q3 und Q5 kaufen mussten, weshalb wir das ganze als Dienstfahrt deklarieren konnten (Sonst hätten wir den Bus nach Loja nehmen müssen, was zur Zeit schwierig ist, weil in der Nähe eine mehrtägige Marienprozession stattfindet, deren Verlauf in Loja endet. Es strömen also gläubige Ecuadorianer aus allen Landesteilen nach Loja und die Busse sind zumeist überfüllt). Es fuhren also unser Projektkoordinator Daniel, der Biologe und Flechtenspezialist Andreas, die zwei Studenten der Klimaarbeitsgruppe, Dennis und Alex, und wir zwei nach Loja. Als wir dort ankamen, gerieten wir erst einmal in ein mittleres Verkehrschaos, das dadurch bedingt war, dass diverse Straßen gesperrt waren und die Verkehrspolizei selbst den Verkehr regeln wollte. Wir erfuhren, dass der ecuadorianische Präsident, Correa, gerade in Loja war und eine Art öffentliche Rede zum Besten gab. Wir konnten im Vorbeifahren sogar einen Blick erhaschen, während wir im Autoradio seiner Rede lauschten. Ich bin zwar nach wie vor Totalanfänger im Spanischen, aber was ich so verstanden habe redete er die ganze Zeit nur über Aussänge und carreteras (Landstraßen) …

Als wir schließlich am Ziel ankamen, besorgten wir zunächst das nötige Material: Einige hundert Meter Seil und haufenweise Stahlstangen, mit denen dann die Regenerationsflächen "umzäunt" werden.
Danach schlenderten wir durch die ganz nette Stadt, holten ein bisschen Geld von der Bank, gingen zur Post, die am Samstag allerdings nicht offen hat, kauften uns chillige, ecuadorianische Hippiehosen und gingen mexikanisch Essen, was ziemlich lecker war. Am späteren Nachmittag wollten wir dann in einer Fußballhalle Fußball spielen, was die Stationsbewohner wohl jeden Samstag machen.

Alte Männer beim Ecua-Volley
Dazu muss man sagen, dass es in Ecuador im Prinzip nur zwei Sportarten gibt, die von der breiten Anzahl der Leute ausgeübt werden, das sind Fußball und Ecua-Volley. Ecua-Volley ist eine interessante Abwandlung von Volleyball: Man spielt es 3 gegen 3 auf eine Art Beachvolleyballfeld (eher aus Erde denn aus Sand). Das Netz ist bedeutend höher, so dass man im Prinzip keine Schmetterangriffe ausführen kann. Dafür ist es erlaubt, denn Ball (härter als ein Volleyball, geht eher in Richtung Basketball) mit den Händen ein bisschen zu führen. Wir haben uns auch kurz ein Spiel angeschaut, vielleicht werden wir es auch noch ausprobieren.
Fußball in der Halle ist eigentlich relativ wie gewohnt, nur dass es in der Fußballhalle Kunstrasen gab und man auf keinen Fall versuchen sollte zu Grätschen (Hab eine nette Schürfwunde, die immer noch ziemlich brennt). Die Ecuadorianer spielen recht brasilianisch, mit kunstvollen Dribbeleinlagen und ohne den Ball abgeben zu wollen :)
Fußball auf ca. 2000m ist ganz schön anstrengend!
Danach ging es direkt zurück zur Station, Duschen, Essen und ziemlich bald Schlafen.


Klischeefoto schlechthin ;)


Obstladen in Loja

Ecuadorianische Schlafanzughosen, super :)

Freitag, 17. August 2012

Und wieder einmal Urwald mehr...

Nachdem es sich heute am fruehen Morgen mal so richtig ausgeregnet hat, versprach der ploetzlich auftauchende blaue Himmel schoenstes Wetter. Das liessen wir nicht ungenutzt und zogen wieder zu den Plots, die zwar Luftlinie nicht viel weiter als 500 m weg liegen, waere da nicht dieser Rio dazwischen. Heute war der Weg dorthin ausserdem besonders glitschig und matschig (die Wege sind trotzdem verhaeltnismaessig gut, teilweise mit eisenbeschlagenen Treppenstufen aus Holz). Zudem haben wir uns besonders steile Plots (mit einem schluchtartiger Bach) ausgesucht. Christoph gab da schon mal, wenn auch eher unbeabsichtig, seine Aikidokuenste zum besten. Und ausgesehen haben wir danach auch...

Bildbeschriftung: Die Farbenpracht der Vogelwelt hier ist einfach ueberwaeltigend. Nur leider oft auch ein sehr kurzes Vergnuegen fuer den Vogelbeobachter, denn  gerade die in allen Farbvarianten vorhandenen Tangaren (Finkenartige) wie diese Silberfleckentangare(Beryl-spangled Tanager / Tangara nigroviridis)  schliessen sich gerne zu kleinen bis mittelgrossen Schwaermen zusammen, die nur ab und zu auftauchen und dann auch gleich wieder weiterfliegen, um im gruenen Dickicht zu verschwinden.

Arbeitsplatz mit Dschungelblick

Und nun noch Regenwaldimpressionen vom Donnerstag abend (endlich mal ein Sonnenuntergang). Wir waren heute eigentlich nur am PC gesessen, die phaenomenale Sicht hier machts aber zum genialsten Arbeitsplatz der Welt ;)


Elfenwald (ja, das ist der korrekte wissenschaftliche Name für den montanen Bergregenwald hier)
 


 Was fuer ein Glueck: ein Maskentrogon (Masked Trogon / Trogon personatus) direkt ueber unserem  Mittagspausenplatz

Der Abend entpupte sich dann als sehr gesellig, wobei wir viel spanisch von den eucadorianischen Studenten aus Loja, die hier unter der Woche arbeiten und diese wiederum englisch von uns lernten. Ja, auch Zahl der deutschen Studenten hier ist seit anfang dieser Woche weiter gewachsen. Nun teilen sich Alex aus Marburg und Dennis aus Hannover bis Oktober das Hypericum (so heisst unser Schlafraum) mit uns.

Mittwoch, 15. August 2012

Business as usual...


Ein weiterer Arbeitstag ist zu Ende, 2 weitere Plots sind vermessen. Um ca 15:00 Uhr mussten wir leider aufhören, weil der Regen so stark wurde, dass unser Papier völlig durchweicht war und wir nichts mehr aufschreiben konnten. Also fehlen noch etwa 3 Messungen aus dem Plot Q2-O.
Ansonsten kann ich grade nicht viel Neues berichten, Einzelheiten von der Station werde ich demnächst einmal, wenn ich etwas mehr Zeit habe, beschreiben.
Als Ausgleich gibt's wieder die besten Bilder des Tages :)




Vogelspuren im Schlamm...

Kein Waldbrand, sondern tiefe Wolken

Dienstag, 14. August 2012

Weiter geht's...


Wir haben heute unsere Messungen mit dem Vertex fortgesetzt, diesmal hat auch das GPS funktioniert (Wir haben festgestellt dass es mit manchen Akku-Batterien arbeitet, mit anderen nicht. Wir wissen zwar nicht warum, aber immerhin geht es im Moment). Das GPS erreicht hier auch unter (mehr oder weniger) geschlossenem Kronendach erstaunliche Praezision (3 m). Die Messungen auf den Plots Q2-N und Q2-O sind abgeschlossen.
Ansonsten gibt es heute nicht viel zu berichten und ich habe auch gerade nicht so viel Zeit zum Schreiben, deshalb zeige ich lieber noch einige Impressionen.

Ein riesiges Vieh hatte sich über Nacht mit meinem Stiefel angefreundet.

Der Bergregenwald





Eine Stammabfluss-Messstation

Der Rio San Francisco führt nach dem Regen der letzten Tage schon mehr Wasser.

Montag, 13. August 2012

Die ersten Messungen




Johannes mit dem Transponder
An unserem ersten offiziellen Feldtag hat sich der Bergregenwald stark darum bemüht, seinem Namen alle Ehre zu machen. Er war sowohl ziemlich bergig, was er natürlich immer ist, als auch begrüßte er uns mit dem ersten echten Regen seit unserer Ankunft. Wir hatten aber natürlich vorausschauen unsere Regenjacken dabei und es war eigentlich kein Problem. 

Zusammen mit Daniel stiegen wir also zur Aufnahmefläche Q2-M hinauf und begannen mit den Höhenmessungen. Zusätzlich sollten wir auch noch bei einigen Bäumen mittels GPS die Position bestimmen oder Photos machen, damit ein anderer Wissenschaftler, ein Experte auf diesem Gebiet, die richtige Baumart bestimmen kann. Das GPS wollte uns heute aber keine Dienste leisten, weshalb dieser Teil wegfiel.

Messungen mit dem Vertex
Die Höhenmessungen stellten sich auch noch schwieriger als erwartet heraus, da der Urwald natürlich ein einziges Gestrüpp ist und die Sicht auf die Baumkronen erschwert. Je näher man am zu messenden Baum steht desto ungenauer kann man mit dem Vertex die richtigen Punkte anpeilen weshalb die Winkel ungenau sind und letztendlich die berechnete Höhe auch. Je weiter man allerdings vom zu messenden Baum weggeht, desto ungünstiger werden die Sichtverhältnisse. Dazu kommt die teils halsbrecherische Steigung, der rutschige Boden und die vielen Kletterpflanzen, die einen immer die Beine stellen...

Nach einiger Zeit ging der Daniel wieder zu seiner eigenen Arbeit, wir führten zu zweit die Messungen fort bis wir alle Bäume auf dem Plot Q2-M hatten.
Nr. 1 von 52 erledigt :)

Die Seilbahn über den Rio San Francisco

Außerdem haben wir unseren ersten wilden Affen gesehen.

Wütende kleine Äffchen

Sonntag, 12. August 2012

V wie Vertex, V wie Vogel


Heute haben wir uns auch noch nicht in die eigentliche Arbeit gestürzt, sondern es noch einmal ruhiger angehen lassen. Nach dem Frühstück haben wir mit dem Daniel kurz besprochen, wie wir in nächster Zeit vorgehen werden.

Für alle fachlich Interessierten:
< Fachinformationen >
Wir werden mithilfe eines sog. Vertex-Messgerätes die Höhen verschiedener Bäume vermessen. Die Bäume sind alle schon in ihrer Art bestimmt, nummeriert, kartiert und mehrfach in ihrer Dicke vermessen worden, aber noch nicht sinnvoll genug in der Höhe. Wir werden daher zunächst keine Probleme mit der Bestimmung der Arten haben, was sonst bei der Artenvielfalt in dieser Region durchaus die ganzen drei Monate dauern könnte.
Das Vertex-Messgerät arbeitet mit Infrarotlaser, Ultraschall und verschiedenen Sensoren und kann die Höhe eines Objektes auf verschiedene Arten vermessen, die genaueste, die auch wir verwenden werden, ist die sogenannte 2P-Methode. Bei dieser Methode wird auf einer bekannten Höhe ein zweites Gerät, der sog. Ultraschall-Transponder, an dem zu messenden Objekt angebracht. Übliche Höhe beim Vermessen eines Baumes ist die sogenannte Brusthöhe, die international anerkannt auf 1,30 m definiert ist. Dann stellt man sich mit dem Vertex in einiger Entfernung so hin, dass man zur Spitze des zu messenden Objektes freie Sicht hat. Durch Anpeilung des Transponders durch das Vertex wird mit einer eingebauten Wasserwaage die Neigung und mittels Ultraschall die Entfernung des Vertex zum Transponder berechnet. Anschließend peilt man die Spitze des Objektes an, um dann erneut die Neigung und die Entfernung (diesmal mit dem Infrarotlaser) zu erfassen. Der Rest ist Mathematik, die glücklicherweise auch automatisch vom Gerät erledigt wird und als Ergebnis bekommt man nebst anderen Werten die Höhe des Objektes.
Sobald wir genug Höhendaten für statistische Zusammenhänge gesammelt haben, versuchen wir Durchmesser-Höhen-Kurven für die 20 wichtigsten Baumarten zu erstellen. Dabei überprüft man, ob zwischen Durchmesser und Höhe eines Baumes ein mathematischer Zusammenhang besteht. Sollte dem so sein, kann man in Zukunft die Höhe eines Baumes anhand seines Durchmessers bestimmen, was sehr hilfreich ist, weil die Messung des Durchmessers erheblich einfacher als die Messung der Höhe eines Baumes ist.
Durchmesser und Höhe werden dann letztendlich zur Errechnung des Stammvolumens eines stehenden Baumes benutzt, diese Größe ist für die Forstwirtschaft sehr wichtig.
Hier in Ecuador ist es nicht nur aus wissenschaftlicher Neugier interessant, sondern auch deshalb, weil der Nutzen des Waldes ökonomisch gegen den Nutzen der Rodung des Waldes zu landwirtschaftlichen Flächen aufgewogen wird.
< / Fachinformationen >

Nach der Besprechung beobachteten und photographierten wir eine Zeitlang von der Terrasse aus Vögel, insbesondere Kolibris, die von einem aufgestellten Zuckerwasserspender angelockt werden. Nachmittags wanderten wir ein bisschen den Fluss entlang, der aufgrund der Trockenzeit eher zu einem Bächlein zusammengeschrumpft ist, aber dennoch wunderschön ist.

Anbei noch ein paar Aufnahmen von den Vögeln der Gegend

                                          Inkablaurabe / Inka Jay / Cyanocorax yncas



                       Violettstirn-Brilliantkolibri / Violet-fronted Brilliant / Heliodoxa leadbeateri

Weißbauchelfe / White-bellied Woodstar / Chaetocercus mulsant