Sonntag, 12. August 2012

V wie Vertex, V wie Vogel


Heute haben wir uns auch noch nicht in die eigentliche Arbeit gestürzt, sondern es noch einmal ruhiger angehen lassen. Nach dem Frühstück haben wir mit dem Daniel kurz besprochen, wie wir in nächster Zeit vorgehen werden.

Für alle fachlich Interessierten:
< Fachinformationen >
Wir werden mithilfe eines sog. Vertex-Messgerätes die Höhen verschiedener Bäume vermessen. Die Bäume sind alle schon in ihrer Art bestimmt, nummeriert, kartiert und mehrfach in ihrer Dicke vermessen worden, aber noch nicht sinnvoll genug in der Höhe. Wir werden daher zunächst keine Probleme mit der Bestimmung der Arten haben, was sonst bei der Artenvielfalt in dieser Region durchaus die ganzen drei Monate dauern könnte.
Das Vertex-Messgerät arbeitet mit Infrarotlaser, Ultraschall und verschiedenen Sensoren und kann die Höhe eines Objektes auf verschiedene Arten vermessen, die genaueste, die auch wir verwenden werden, ist die sogenannte 2P-Methode. Bei dieser Methode wird auf einer bekannten Höhe ein zweites Gerät, der sog. Ultraschall-Transponder, an dem zu messenden Objekt angebracht. Übliche Höhe beim Vermessen eines Baumes ist die sogenannte Brusthöhe, die international anerkannt auf 1,30 m definiert ist. Dann stellt man sich mit dem Vertex in einiger Entfernung so hin, dass man zur Spitze des zu messenden Objektes freie Sicht hat. Durch Anpeilung des Transponders durch das Vertex wird mit einer eingebauten Wasserwaage die Neigung und mittels Ultraschall die Entfernung des Vertex zum Transponder berechnet. Anschließend peilt man die Spitze des Objektes an, um dann erneut die Neigung und die Entfernung (diesmal mit dem Infrarotlaser) zu erfassen. Der Rest ist Mathematik, die glücklicherweise auch automatisch vom Gerät erledigt wird und als Ergebnis bekommt man nebst anderen Werten die Höhe des Objektes.
Sobald wir genug Höhendaten für statistische Zusammenhänge gesammelt haben, versuchen wir Durchmesser-Höhen-Kurven für die 20 wichtigsten Baumarten zu erstellen. Dabei überprüft man, ob zwischen Durchmesser und Höhe eines Baumes ein mathematischer Zusammenhang besteht. Sollte dem so sein, kann man in Zukunft die Höhe eines Baumes anhand seines Durchmessers bestimmen, was sehr hilfreich ist, weil die Messung des Durchmessers erheblich einfacher als die Messung der Höhe eines Baumes ist.
Durchmesser und Höhe werden dann letztendlich zur Errechnung des Stammvolumens eines stehenden Baumes benutzt, diese Größe ist für die Forstwirtschaft sehr wichtig.
Hier in Ecuador ist es nicht nur aus wissenschaftlicher Neugier interessant, sondern auch deshalb, weil der Nutzen des Waldes ökonomisch gegen den Nutzen der Rodung des Waldes zu landwirtschaftlichen Flächen aufgewogen wird.
< / Fachinformationen >

Nach der Besprechung beobachteten und photographierten wir eine Zeitlang von der Terrasse aus Vögel, insbesondere Kolibris, die von einem aufgestellten Zuckerwasserspender angelockt werden. Nachmittags wanderten wir ein bisschen den Fluss entlang, der aufgrund der Trockenzeit eher zu einem Bächlein zusammengeschrumpft ist, aber dennoch wunderschön ist.

Anbei noch ein paar Aufnahmen von den Vögeln der Gegend

                                          Inkablaurabe / Inka Jay / Cyanocorax yncas



                       Violettstirn-Brilliantkolibri / Violet-fronted Brilliant / Heliodoxa leadbeateri

Weißbauchelfe / White-bellied Woodstar / Chaetocercus mulsant

7 Kommentare:

  1. < Fachfragen, von denen ich eh keine Ahnung habe >
    Ich finde es ziemlich unangemessen, eine durchschnittliche Brusthöhe von 1,30 Meter als Standard zu setzen. Die diskriminieren ja die armen kleinen Zwerge :(. Ist es eigentlich nicht problematisch, eine Baumhöhe mit ihrem Durchmesser in Relation zu setzen - das variiert doch stark nach Standort? Wenn ihr Höhenunterschiede von 2000 Metern im Forschungsgebiet habt, solltet ihr so etwas vielleicht in Relation dazu betrachten? Begutachtet ihr eher Bäume in Waldmitte oder freistehend? Ich stell mir das Ganze ja trotz Technologie relativ komplex vor...
    < / Fachfragen, von denen ich eh keine Ahnung habe >
    Zum Thema Trockenzeit: Ich dachte, ihr hättet vorher erfahren, dass gerade noch Regenzeit ist? Ist zu erwarten, dass ihr dann nur in der Trockenzeit da seid, oder wann sind die so üblicherweise?
    Wie weit ist denn eigentlich der Johannes mit der ecuadorianischen Vogelbestimmung? Mich würde ja schon interessieren, um was es sich da handelt - ziemlich geniale Bilder übrigens!
    Dann wünsch ich euch mal einen schönen ersten Arbeitstag - ich bin gespannt, wie es euch ergehen wird und wie eure Seilbahnfahrt ist :)
    Liebe Grüße von (der echten) Philine

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  2. Könnt ihr ein paar Kolibris mitbringen? Ich find die knuffig...

    Ach ja und die Captchas hier sind ja wohl eine Frechheit ;)

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  3. < Antwort auf Fachfragen >
    Natürlich wäre es schön Standortgüten mit einzuberechnen. Aber das ist im Moment leider utopisch. Evtl wird die Hanglage berücksichtigt, d.h. obs im Tal ist oder auf einem Grat. Aber ansonsten sind die Höhenunterschiede hier klimatisch relativ unwichtig, deswegen ist das schon vertretbar. Die Bäume sind alle in "Waldmitte", aber es gibt 3 verschiedene Flächen, die forstlich unterschiedlich behandelt wurden. Es wird sicher nicht so einfach
    < / Antwort auf Fachfragen >

    Und der Johannes ist schon schwer am Vögel lernen, er hat auch schon einige bestimmt.
    Vielleicht kann er sie ja noch im Blog benennen.

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  4. Bei úber 600 neuen Arten (alleine 150 Kolibriarten) ist die Bestimmung nicht gerade einfach.. Aber ich tu mein bestes ;) Viele Gruesse! Johannes

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  5. Ich hoffe, dass du dort gute Literatur hast. Sonst kann man ja mal schauen, ob es Bestimmungsbücher für euch gibt. Wie gut sind denn die einheimischen Tierarten generell erforscht?

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  6. Literatur hab ich bis jetzt leider nur digital (Scan). Was den Erforschungsgrad angeht, sicher bei den Voegeln recht gut, aber zB bei den Lepidoptera warten aktuell gut 100 hier gefundene noch nie beschriebene Modelle auf ihre Beschreibung ;)

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  7. Na dann auf geht's - verewigt euch zoologisch!

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