Samstag, 3. November 2012

Cuyabeno-Wanderung Tag II - die grüne Apotheke:

Da wir am Vorabend schon früh schlafen gegangen sind, war es dann doch nicht so schwer, mit der Morgendämmerung aufzustehen und noch mal selbstständig den Pfad abzulaufen. Unsere Morgenwanderung wurde auch mit der Sichtung eines Roten Aras und einigen neugierigen Mönchsaffen (Pithecia monachus) belohnt. Nach einem herrlichen Frühstück haben wir den "paso de tigre", so heißt der Campingplatz (u.a. weil hier wohl auch regelmäßig der Jaguar vorbeistreift), auch schon zeitig wieder mit unseren Kanus verlassen.

ein junger schwarzer Kaiman
Der 2. Tag auf dem Rio war nicht weniger spannend, denn dank der geübten Augen der Einheimischen konnten wir etliche Affen (an diesem Tag 5 verschiedene Arten) beobachten (auch wenn wir manchmal vergeblich ins grüne Blättergewirr starrten…). Von den vielen bunten Vögeln (Tukane, Aras, Eisvögel, Trogone, Sonnenrallen usw.) ganz zu Schweigen… Aber die sicher mit Abstand spannendsten Beobachtungen für uns waren sicher die Kaimane, von denen wir oder besser gesagt wieder ein Einheimischer zuerst nur einen Winzigen am Uferrand des extrem niedrigen Flusses entdecken konnten. Wie gefährlich die Tiere sein können, demonstrierte er dann, als er in das Paddel von Ademar (hat später auch unser Motorboot gesteuert) gebissen hat, wie dieser ihn etwas damit angestubst hatte, damit wir seinen Kopf sehen konnten. Der sich durch dichte Urwaldgrün aus v.a. Palmen, bis ins Wasser hängenden Lianen und z.T. mächtigen Ceibo-Bäumen schlängelnde Rio Cuyabeno hatte extrem niedriges Wasser, sodass gut 2 m vom Flussbett zu sehen waren. Da durch die Dynamik immer wieder Bäume in den Fluss stürzen, ist die Wasserstraße zudem überall mit Baumstümpfen gespickt, sodass die Fahrt an sich trotz der relativ geringen Strömung immer wieder spannend war. Würde man die Baumstümpfe nicht absägen, wäre der Fluss unpassierbar!

Die Laguna Grande mit den
Macrolobium-Bäumen
Am Mittag haben wir dann schon den Eingang zur "Laguna Grande" erreicht, die wir aber erst am Nachmittag besuchten, denn es wartete ein 5-Sterne-Essen auf unserer schicken Lodge, die noch etwa 15 Motorboot-Minuten weiter Flussabwärts liegt.
Nach dem Einquartieren (unser Zimmer hieß "Trogon") und einer ausgedehnten Mittagspause gings dann aber nochmal los, wieder zurück zu den Kanus am Eingang der Lagune und dann mit diesen hinein. Die Stimmung war genial, da gerade ein Gewitter aufzog und es von einer Seite richtig schwarz wurde und blitzte, aber dann noch an uns vorbei zog und der Abend dann nochmal richtig schön ruhig wurde. Dazu die zu weiten Teilen ausgetrocknete seichte Lagune und alles voller Vögel, die sich um die in den restlichen Pfützen gefangenen Fische streiteten. So was kennt man ja aus Naturfilmen von Afrika… Nicht zuletzt auch deswegen, weil gleich am Anfang der Lagune (flacher See) ein riesiger Kaiman im Wasser dümpelte und in den faszinierenden Macrolobium-Bäumen lauter Oropendulas (Webervögel) ihre Hängenester bauten.
Wenn das nicht schon genug war, sind wir dann noch im Dunkeln langsam mit dem Motorboot den Fluss zurück zur Lodge und haben mit unseren Taschenlampen Kaimane (es gibt hier 3 verschiedene Arten) gesucht und gefunden, was total spannend ist, da sie durch ihre rot leuchtenden Augen sofort auffallen!
Völlig platt von den vielen Eindrücken gingen wir dann nach dem wieder spitzenmäßigen Abendessen zeitig schlafen.



Totenkopfäffchen

Rotbrustfischer

unser Schlafgemach

Die Lodge 
Abendstimmung auf der Lagune




ein weniger scheuer "gelber'" Kaiman ließ sich auch mal fotografieren

weitere Mitbewohner auf der Lodge...


Freitag, 2. November 2012

Cuyabeno-Wanderung Tag I: Flussabwärts


Am Freitag um 9 Uhr ging es dann endlich los: Die Kanuwanderung durch das Cuyabeno-Reservat, definitiv ein Höhepunkt unseres gesamten Ecuadoraufenthalts. Leider war das ganze eine organisierte Tour mit einer kleinen Reisegruppe, aber es ist ziemlich schwierig das Ganze ohne Reisegruppe durchzuführen, üblicherweise wird man ohne einen Guide auch nicht in das Reservat hineingelassen und mit unseren doch sehr basischen Spanischkenntnissen war das so sicherlich die beste Option. Nachdem wir am Treffpunkt von einem Bus aufgesammelt wurden ging es zunächst noch in das Büro des Unternehmens, wo einige Details geklärt wurden und dann schließlich weiter Richtung Osten, wo wir nach etwa 2 Stunden Fahrt am Eingang des Cuyabeno-Reservats ankamen. Von dort aus starteten wir dann mit Kanus entlang dem Rio Cuyabeno, wobei unser Gepäck mit einem Motorkanu vorausgeschickt wurde, was nicht unbedingt unangenehm war.
Da nicht alle Teilnehmer, einschließlich mir, schon einmal Kanu gefahren sind hatte jedes Boot eine einheimische "Paddelhilfe", also quasi Eingeborene, die in kleinen Gemeinden im Urwald leben und uns beim Steuern der Kanus behilflich waren.
Durch den Urwald zu paddeln ist echt unvergleichlich! Diese Ruhe und unbegrenzte Natur, unbeschreiblich, das sollte echt jeder einmal gemacht haben. Entlang des Flusses sind natürlich neben fantastischen Pflanzen auch so einige tolle Tiere zu beobachten gewesen, an diesem Tag haben wir zum Beispiel Wollaffen und den blauen Ara gesehen.
Nach einiger Zeit kamen wir dann schließlich bei einer kleinen Lichtung an, wo ein paar Helfer schon unser Camp für die Übernachtung aufgebaut hatten. Das Camp bestand aus einigen Zelten zum Schlafen sowie einer kleinen Küche mit Esstisch, wobei das Essen auch schon fast fertig war. Echter Luxus sowas ;)
Nach dem Essen haben wir dann noch mit Taschenlampen eine Nachtwanderung in den Dschungel unternommen, wo wir einige lustige Insekten und Frösche entdecken konnten (Leider keinen Pfeilgiftfrosch und keine Tarantel :( )
Auch ziemlich cool war dann die darauffolgende Nacht: Im Urwald zu campen mit all den Urwaldgeräuschen ist schon ein sehr tolles Erlebnis.

Der Urwald :)

Ein Tukan im Baum
Der Rio Cuyabeno

Unser "Dschungelcamp"



In der Nacht findet man im Wald so einiges wie etwa Heuschrecken ...

... und nachtaktive Frösche.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Richtung: Amazonas

Mittwochs ging es dann früh mit dem Bus nach Quito weiter. Dort angekommen besuchten wir direkt Belén in ihrer Wohnung in Quito, da sie uns angeboten hatte, dass wir unsere Sachen  bei ihr unterstellen könnten. So konnten wir dann am nächsten Tag nur mit leichtem Gepäck um 8:15 Uhr vom Terminal Terrestre Quitumbe mit dem Bus Richtung Lago Agio aufbrechen, wo wir nach einer ziemlich schönen 7-stündigen Busfahrt am Nachmittag ankamen und uns für eine Nacht einquartierten. Von Lago Agio, einer kleinen Stadt im Osten Ecuadors, sollte nämlich am nächsten Tag unsere 5-tägige Tour in das Amazonasgebiet Ecuadors starten.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Die Teufelsnase


Am Dienstag wollten wir dann schließlich noch zum Abschluss unseres Kurzbesuchs in Riobamba mit der berühmten Eisenbahn von Riobamba nach Sibambe fahren. Obwohl mittlerweile im Prinzip jeglicher Transport mit Bussen erfolgt hatte Ecuador einst eine Eisenbahnlinie, die von Quito bis nach Guayaquil verlief. In Sibambe zweigte früher noch eine zweite Linie nach Cuenca ab. Leider wurden diese Eisenbahnstrecken in den letzten Jahren kaum bis gar nicht gepflegt, weswegen im Moment nur Teilstücke zu befahren sind, die Route nach Cuenca wurde im Prinzip ganz aufgegeben. Allerdings werden im Moment sehr viele abschnitte wiederhergestellt und vielleicht gibt es in Zukunft wieder eine funktionierende Eisenbahn zwischen Quito und Guayaquil.

Für uns, wie auch die meisten anderen Touristen, besonders interessant war der Streckenabschnitt Alausí - Sibambe, weil dieser zu den größten Ingenieurleistungen in der Geschichte des Eisenbahnbaues gehört. Die Strecke verläuft an der berühmten Nariz del Diablo (Teufelsnase), einem markanten Bergvorsprung, vorbei und bewältigt auf einer Distanz von etwa 12 km eine Höhe von 511m.
Leider kann man im Moment nicht mehr von Riobamba aus losstarten, sondern muss erst mit dem Bus nach Alausí fahren, was wir dann auch taten.

Mittlerweile mit modernen Zügen
Obwohl die ganze Sache zwar nicht mehr so toll ist wie früher, wo man auch teilweise auf den Waggondächern sitzen konnte und das ganze eigentlich nur noch eine Touristenattraktion ist fand ich persönlich die Fahrt und die Strecke einfach fantastisch. Von Alausí aus geht es in verschlungener Streckenführung in Richtung der Nariz del Diablo, immer entlang eines malerischen Flusslaufes. An der Teufelsnase selbst wird der Abstieg dann so steil, dass die Streckenführung nur mit der sogenannten Zig-Zag-Technik bewältigt werden konnte. Bei dieser Technik fährt der Zug zunächst vorwärts bis er eine Weiche passiert und hinter der Weiche schließlich stehen bleibt. Die Weiche wird dann umgestellt und der Zug fährt dann Rückwärts das andere Gleis entlang weiter nach unten, bis er wieder eine Weiche passiert, nach der er dann letztendlich wieder vorwärts fahren kann. Schwer zu beschreiben aber echt genial.
In Sibambe schließlich angekommen, gab es dort den üblichen Touristenkram: tanzende Indianer, Kunsthandwerk, Llamareiten, ein kleines Museum etc.
Danach ging es dann dieselbe Strecke wieder zurück nach Alausí, von wo aus wir wieder mit dem Bus nach Riobamba fuhren.

Dann hieß es Abends noch einpacken, damit wir am nächsten Tag so früh wie möglich nach Quito weiterfahren konnten.
Die verschlungene Streckenführung im ersten Teilabschnitt

Das Zig-Zag-System

Der Bahnhof von Sibambe

Die berühmte Teufelsnase, die Schienen der Eisenbahn
sind ein bisschen zu erkennen


Indianer mit Ponchos und Jeans :)

Montag, 29. Oktober 2012

Chimborazo


Am Montag sind wir früh aufgestanden und direkt zum Busterminal gegangen, von wo aus wir einen Bus zum kleinen Dorf Guranda nahmen. Die Straße nach Guranda führt nämlich direkt am Eingang des Chimborazo-Reservas vorbei, was ziemlich praktisch ist, weil man dort sonst nur mit einer organisierten Tour oder einem unglaublich teurem Taxi hinkommen würde.
Also stiegen wir am Eingang aus.
Der Eingang des Parks liegt schon auf erstaunlichen 4300 Höhenmetern und es war ziemlich kalt und windig dort. Glücklicherweise hatte ich mir damals in Peru eine Wollmütze gekauft, die sich hier direkt bewährt hat. Vom Eingang aus wanderten wir in Richtung der ersten Schutzhütte los. Der Weg war sehr einfach und ziemlich flach, weshalb wir trotz der  dünnen Luft keine Probleme mit dem Aufstieg hatten. Die Landschaft dort ist einfach fantastisch, fast wie eine Afrikanische Steppe: 3-4 verschiedene Gewächsarten, dazwischen immer wieder unbewachsene Sandflächen und das Buschwerk nicht höher als unsere Knie. Zwischen den Pflanzen konnten wir immer wieder Vicunhas, die wilden Verwandten und Vorfahren von Lama und Alpaca, erkennen, die teilweise auch überhaupt nicht scheu neben der Straße standen und sich gut photographieren ließen. Glücklicherweise war es auch anfangs nicht bewölkt, was man durchaus als Glücksfall bezeichnen kann, weshalb wir lange Zeit eine gute Sicht auf den kompletten Chimborazo hatten.

Der Chimborazo
Der Chimborazo ist mit 6310m der höchste Berg Ecuadors und wie die Ecuadorianer immer sehr stolz feststellen, der höchste Punkt der Erde, wenn man es nicht vom Meeresniveau, sondern vom Erdmittelpunkt aus betrachtet. In diesem Fall ist er nämlich durch die Unförmigkeit der Erde gut 2km weiter vom Erdmittelpunkt entfernt als der Mount Everest und somit auch der Punkt der Erde mit der geringsten Gravitationsbeschleunigung.
Nach nicht allzu langer Zeit kamen wir schließlich bei der ersten Schutzhütte, dem Refugio Carrel, auf ca. 4830m Höhe an. Das Refugio ist eine Art Basislager für die Gipfelsteiger, die von dort aus ein paar Tage lang Touren unternehmen, um sich an die Höhenluft anzupassen. Da wir aber nicht bis ganz hoch steigen konnten wegen mangelnder Zeit und Ausrüstung (und ein paar anderen Kleinigkeiten), mussten wir uns nicht länger dort aufhalten und stiegen noch zur zweiten Schutzhütte, dem Refugio Edward Whymper, auf etwa 5000m Höhe auf. Der Weg war etwas steiler, aber dennoch nicht anspruchsvoll, aber die zunehmende Höhe machte uns jetzt doch schwer zu schaffen und so kamen wir nur langsam voran, zudem machten sich auch bei mir langsam leichte Kopfschmerzen zu bemerken. Wir wanderten aber dennoch bis zur zweiten Hütte, die aber leider abgeschlossen war. Da auch der Gipfel jetzt dank Bewölkung nicht mehr zu sehen war und wir leicht Höhenkrank waren hielten wir uns dort nicht länger auf und gingen wieder runter zur ersten Hütte.
Dennoch können wir stolz behaupten vom Erdmittelpunkt aus auf einem höheren Punkt als dem Mount Everest gewesen zu sein. Nice :)
Da es Johannes zunehmend schlechter ging stiegen wir von der ersten Hütte gleich weiter ab Richtung Eingang und Straße. Später stellten wir aber heraus, dass es bei ihm wohl gar nicht hauptsächlich an der Höhe lag, sondern eher daran, dass wir trotz Winterkleidung, Mützen, Bewölkung und Sonnencreme einen ordentlichen Sonnenstich abbekommen hatten.
Deshalb waren wir auch für den restlichen Tag, der auch nicht mehr allzu lange war, nicht mehr wirklich zu gebrauchen ;)


Ein echter Gipfelprofi^^

Vicunhas, die wilden Vorfahren der Lamas

Die "Wüste" am Füße des Berges

Chimborazo: Ecuadors Stolz

Am Humboldt-Denkmal nahe der ersten Schutzhütte

Sonntag, 28. Oktober 2012

Riobamba

Am nächsten Tag schauten wir uns nach langem Schlaf ein bisschen in Riobamba um. Die Stadt ist eigentlich ganz nett, hat aber leider nichts wirklich besonderes zu bieten. Die Parks wurden leider grade alle umgebaut und waren deshalb geschlossen. Da wir auch keine wirkliche Informationsstelle für Touristen finden konnten, wussten wir nicht, ob es außerhalb des Stadtkerns noch etwas sehenswertes gab, weshalb wir eigentlich wieder recht früh schlafen gingen, um fit für den nächsten Tag zu sein.

Riobamba hat ein paar hübsche Kolonialgebäude ...

... und einige nette Kirchen ...

... die aber leider alle geschlossen waren.


Im einzigen Park, der gerade nicht umgebaut wurde.

Der Bahnhof von Riobamba