Samstag, 11. August 2012

Busfahrten in Ecuador


Ein beliebtes und relativ günstiges Transportmittel in Ecuador ist der Überlandbus. Deshalb wollten auch wir mit dem Bus von Quito nach Loja reisen. Also sind wir am Freitag vormittag nochmal zum Office der "Loja Internacional" gegangen, um dort wieder zu erfahren, dass es keine Plätze mehr für heute gäbe.

So leicht ließen wir uns aber diesmal nicht abspeisen, weshalb wir beschlossen direkt zum "Terminal Terrestre Quitumbe (TTQ)" zu fahren. Wir wussten den Weg nicht so genau und nahmen ein Taxi, da das TTQ relativ weit außerhalb von Quito liegt, sollten wir den für Quito stolzen Preis von 10 $ zahlen. Wir handelten auf 9 $ runter und stiegen ein. Erst später erfuhren wir, dass in Quito jedes Taxi ein Taxameter einstellen muss, was die Fahrten für Gringos wie uns erheblich billiger macht. Anscheinend wurden wir bisher immer ein wenig übers Ohr gehauen, wir haben bisher nämlich nie ein Taxameter laufen gesehen.

Wie auch immer, der Fahrer war sehr nett und wir versuchten uns während der ganzen, doch sehr langen Fahrt zu unterhalten. Witzig, wie er an den Ampeln immer in unserem Wörterbuch Wörter herausgesucht hat, um sie uns zu zeigen, weil wir seine Aussprache doch nicht so gut verstanden. Von ihm erfuhren wir auch einiges über den ecuadorianischen Nationalfeiertag, der eben genau am Freitag war. Muss wohl irgendetwas mit Unabhängigkeit zu Spanien zu tun haben.
Am TTQ angekommen erfuhren wir, dass die "Loja Internacional" tatsächlich keine Tickets für heute mehr hatte, glücklicherweise bekamen wir aber bei der "S.A.N.T.A."-Gesellschaft noch 2 Plätze im Nachtbus ab 18:00 Uhr von Quito TTQ über Cuenca nach Loja. Zurück zur deutschen Festung nahmen wir dann auf gut Glück einen Metrobus, tatsächlich verstanden wir auch allmählich den Netzplan der Stadtbusse und kamen mit nur einmal Umsteigen ans Ziel. Und das alles für 25 Cent pro Person :)

Also packten wir unser Zeug zusammen, besorgten noch ein wenig Wasser für die Fahrt und "Sanduches" für den Hunger und brachen um etwa 16:15 Richtung TTQ auf, wegen dem ganzen Gepäck wieder mit Taxi, diesmal aber mit laufendem Taxameter. Dabei stellten wir fest, dass Taxifahrer mit laufendem Taxameter längst nicht so selbstmörderisch und rotlichtblind über die Straßen brettern als ohne. Natürlich versuchen sie auch keinen Staus auf den Ausfallstraßen auszuweichen, indem sie durch zwielichtige Gassen heizen. Es hat also alles seine Vor- und Nachteile.
um ca. 16:55 Uhr waren wir dann wieder mit Gepäck am TTQ und beschlossen, direkt zu "boarden" wie es dort tatsächlich heißt. Wir hatten so einige Gerüchte über die Verlässlichkeit von Platzreservierungen in ecuadorianischen Bussen gehört, deshalb wollten wir kein Risiko eingehen. Tatsächlich stand am Bus Richtung Costa eine Schlange von geschätzt 300 Leuten an, wobei vielleicht in einem Bus etwa 60 Personen (Sitz-)Platz finden. Ob es in diese Richtung noch mehr Busse an dem Tag gab oder die alle auf gut Glück da anstanden konnten wir nicht herausfinden.

Der "Terminal terrestre Quitumbe"
Bei der S.A.N.T.A. ging auf jeden Fall alles recht geregelt zu, ungefähr so viele Leute da wie Plätze vorhanden. Der Bus kam auch interessanterweise erst um ca. 17:50, nicht so wie alle anderen eine Stunde früher.
Wir achteten darauf, dass es auch tatsächlich ein Angestellter war, der unser Gepäck in den Bus verlud und bekamen sogar kleine Nummernzettelchen, von denen eines jeweils auf ein Gepäck geklebt wurde, das Gegenstück dem Inhaber des Gepäcks ausgehändigt wurde.
Als schließlich alles verladen war und alle Passagiere eingestiegen sind ging es auch schon los, sogar ohne Verspätung, da könnte sich die DB mal ne Scheibe abschneiden ;)

Busse sind das Transportmittel Nr. 1
Beim Verlassen des TTQ wurden nochmal irgendwelche Papiere der Busgesellschaft durch die allgegenwärtige Polizei (ich glaube ein Viertel aller Ecuadorianer ist entweder Polizist oder Wachmann) kontrolliert und anschließend wurde die Tür mit einem Papierstreifen versiegelt. Mir ist bis jetzt noch nicht klar geworden, wofür das Siegel gut sein sollte, denn obwohl der Bus angeblich vor Loja nur in Cuenca halten sollte, nahmen wir schon nach 20 Minuten irgendwelche Leute von der Straße aus mit und hielten in den ersten zwei Stunden fahrt dreimal bei kleinen S.A.N.T.A.-Stationen in winzigen Dörfern, um irgendwelche Gepäckstücke ein- und auszuladen etc. Witzig dabei war auch immer so eine Art Schaffner, der im Feinrippunterhemd die Tickets kontrollierte und bei jedem Halt darauf achtete, dass auch alle wieder eingestiegen waren. Er selbst sprang dann immer als Letzter in die noch offene Tür des schon fahrenden Busses hinein.

Während der Busfahrt wurde der oscarverdächtige, zweiteilige Topstreifen "Impact" gezeigt, auf Spanisch mit Englischem Untertitel. Ansonsten konnte man anfangs noch die schöne Landschaft bewundern, es wurde allerdings recht schnell dunkel, so dass die Alternativen Film oder Schlafen waren. Spätestens nach Ende des zweiten Teils versuchten sowieso alle Passagiere, uns eingeschlossen, zu schlafen. Die Sitze des Busses waren sogar erstaunlich bequem und konnten in eine Liegeposition verstellt werden, und auch die Straßen und der Fahrstil des Busfahrers waren nicht so schlimm, wie das immer dargestellt wird. Die irischen Straßen fand ich da schon teilweise ungemütlicher ;)
Und überfallen wurden wir tatsächlich auch nicht.
Gegen morgen kamen wir dann, durchaus gerädert, sicher in Loja an, auch unser Gepäck war noch vorhanden und wurde nur gegen Vorlage des Gepäckscheins herausgegeben.

So war es zwar eine durchaus abenteuerliche, aber keineswegs negative Busreise quer durch Ecuador, für nur 14 $.

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