Mittwoch, 8. August 2012

Ein Teilerfolg


Achtung! Es folgt ein ausführlicher und vielleicht langweiliger Bericht über Bürokratie in Ecuador.

Heute morgen waren wir bei der "Direccion General de Extranjero" in Quito, um unsere Visa registrieren zu lassen. Im Konsulat von Ecuador in Deutschland hieß es: "Nehmt diese und jene Papiere, geht da hin und dann wird das gemacht".
Dort angekommen mussten wir auch gar nicht lange warten bis wir vor so manchem Ecuadorianer an der Reihe waren. Zuerst wurde uns mitgeteilt, dass wir Farbkopien unserer Reisepässe bräuchten - wir hatten nur SW-Kopien dabei. Aber kein Problem, der nächste Copyshop war nicht weit entfernt und mit Spanischwörterbuch, Händen und Füßen bekam ich tatsächlich die gewünschten Kopien während der Johannes zwischenzeitlich weitere Formulare ausfüllte. Dann wurden noch Photos von uns gemacht und zu guter letzt sagte man uns, wir könnten die Bestätigung am Montag abholen. Montag? Heute war Mittwoch. Niemand hatte uns zuvor erzählt, dass das so lange dauern könnte. Es geht ja immerhin nicht um ein Visum, sondern die Registrierung eines solchen schon erstellten.
Wir gingen also zurück zur Casa Helbling, unserer Unterkunft, wo wir dann durch Zufall auf Herrn Jörg Zeilinger, dem Stationsmanager der ECSF (das ist die Forschungsstation, auf der wir Praktikum machen) trafen, der sich ebenfalls in der Casa eingemietet hatte. Zusammen mit ihm und Hubert, einem Exilschweizer und stolzen Besitzer der Casa, berieten wir uns dann und beschlossen, heute noch mal zur Direktion zu gehen und ein bisschen rumzuheulen, von wegen wichtige Forschungen, internationale Kooperation etc.
Gesagt, getan, wir gingen noch mal hin und nach einigem hin und her kamen wir in die Abteilung, wo diese Anträge wohl bearbeitet werden. Während wir warteten, erfuhren wir von einem etwas heruntergekommenen, europäisch aussehendem Mann auf Englisch seine Geschichte, in der er berichtete, dass er schon seit mehr als einem Jahr auf ein Arbeitsvisum wartet, weil immer, wenn er etwas Glück hatte und an die Reihe kam, der Direktor der Direccion wegen Korruption gefeuert und das gesamte Personal ausgewechselt wurde. Seine Anträge gingen dabei wohl immer auf rätselhafte Weise verloren.
So viel Pech hatten wir glücklicherweise nicht. Ein Beamter der Direccion versprach uns im vertraulichen Gespräch, dass er unsere Registrierung bis morgen, Donnerstag um 1500 Uhr fertigstellen würde. Mal sehen, was so ein Versprechen wert ist.
Dummerweise mussten wir dann im Anschluss noch umziehen, weil wir im Glauben an zügige Bearbeitung in der Casa nur für eine Nacht reserviert hatten und heute Nacht dort alles voll ist. Aber der Hubert konnte uns eine gute Adresse in der Nähe geben und so zogen wir mit dem Gepäck in das "Hostal Zentrum", dessen Inhaber ein schrulliger, alter Hamburger ist. Aber auch hier gibt es erstklassiges W-Lan und saubere Zimmer, deshalb ist alles halb so schlimm. Und allmählich gewöhnen wir uns sogar an das ecuadorianische Abwassersystem, das es einem nicht gestattet, Klopapier herunterzuspülen, weil das die Leitungen verstopfen könnte. Stattdessen muss man das Klopapier in einem Mülleimer neben der Toilette entsorgen. Ist aber gar nicht so ekelig, wie es sich wahrscheinlich anhört.

2 Kommentare:

  1. Ohje, das klingt ja nach tollen Behördensystemen. Klingt ja fast so, als ob sein Versprechen nur eingelöst wird, wenn man ein wenig Geld auf den Tisch legt... fahrt ihr dann gleich mit dem ECSF-Menschen mit nach Loja?

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  2. Der Jörg reist am Freitag ab, wir hoffentlich heute Abend. Außerdem fliegt er erst noch nach Cuenca, während wir mit dem Bus direkt nach Lola fahren.

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